Projekt 38 1772 - pr. Tender 2´2´ T 21.5
Ziel dieses Projektes ist, dieses historische Fahrzeug nach alten Plänen wieder instand zu setzen und zugleich für den späteren Betrieb vorzubereiten. Das Objekt wird auf Wunsch des Eigentümers, unserer "Stiftung norddeutsche Bahnmusseen" (SndB) nach "Preußischen Normalien" von 1914 originalgetreu restauriert. Dazu werden alle Teile wieder in Niettechnik zusammengebaut und dort, wo vorgesehen, auch wieder zöllische Schrauben verbaut. Die meisten Bauteile wurden nach alten Originalplänen wieder instand gesetzt oder teilweise neu angefertigt. Unsere Kollegen der "Stiftung historischer Eisenbahnpark Niederrhein" (SHEPN) haben sich auf den Erhalt preußischer Eisenbahntechnik spezialisiert und verfügen über umfangreiche Dokumentationen und Fachwissen.
Seit 2020 befindet sich der ehemalige Kastentender der preußischen P8 Lokomotive 38 1772 bei der Stiftung Historischer Eisenbahnpark Niederrhein (SHEPN) in Arbeit. Dieser Tender, die korrekte Bezeichnung lautet 2´2´T 21.5, war seit 1972 mit der Dampflok 38 1772 gekuppelt und erlitt bei einer Entgleisung zu Ostern 1986 erhebliche Schäden. Danach war er an verschiedenen Standorten ungeschützt abgestellt.
Die SHEPN konnte diesen Tender, sowie einen weiteren Tender gleicher Bauart, am Standort Siegen unter sehr schwierigen Bedingungen bergen und zum Gelände der Stiftung nach Moers überführen.
Trotz des sehr schlechten Zustandes, entschloss sich der Eigentümer, den Tender einer grundlegenden Aufarbeitung zu unterziehen und eine betriebsfähige Widerherstellung durch die Kollegen der SHEPN zu veranlassen. Bei der Zerlegung zeigten sich dann noch weitere Schäden, die dazu führten, dass umfangreichen Erneuerungsarbeiten an allen wesentlichen Baugruppen erforderlich wurden:
So wurde eine vollständige Erneuerung des vorderen Rahmenteils inklusive des Kuppelkastens gemäß historischer Zeichnungsunterlagen erforderlich. Dabei wurden, wie beim seinerzeitigen Bau des Tenders im Jahre 1920, alle Teile durch Warmnietung verbunden. Auch die Pufferträgern und Zughakenführung mußte entsprechend rekonstruiert werden. Die
Bearbeitung der relevanten Komponenten wie Drehzapfen und Kugelzapfen, Zugvorrichtung etc. erfolgten gemäß der DB Vorschrift DV 946. Fehlende Teile der vorderen Kupplungsvorrichtung samt der Bolzen wurden neu angefertigt. Ebenso die Tenderplattform mit allen Beschlägen und Klappen aus Riffelblech.
Wegen der schlechten Substanz erfolgte eine Neuanfertigung der genieteten Drehgestellrahmen. Die Gurte, Achslager und Träger zur Bremseinrichtung wurden aufgearbeitet. Dabei wurden alle Verschraubungen im Sichtbereich dem Original entsprechend in zölligen Abmessungen neu gefertigt und eingebaut. Die Radsätze und Lager wurden aufgearbeitet und geprüft. Ebenso die gesamte Bremsanlage. Auch kleine Details wie z.B. der Neubau des hinteren Werkzeugkastens wurden nicht vergessen..
Aktuell erfolgt die Fertigstellung des Tenderaufbaus durch Aufnieten der Deckenbleche und Anbau der Seitenwände.
Parallel erfolgen noch Anpassungsarbeiten an den Bremsleitungen sowie der Neubau von zwei seitlichen Werkzeugkästen.
Bisher wurden viele hundert Stunden in ehrenamtlicher Arbeit geleistet. Begleitet werden alle Arbeiten, die sich streng an das geltende Regelwerk sowie an die Regeln der Technik aus der Zeit der Instandsetzung von Dampflokomotiven durch die DB halten, durch Eisenbahnsachverständige. Ziel ist es, einen möglichst auch in allen Details stimmigen Tender unter Anwendung alter Techniken wiederherzustellen, der sowohl den historischen Zeichnungsunterlagen entspricht und den Forderungen an ein betriebsfähiges Schienenfahrzeug genügt.
Gerne heißen wir Interessierte an dem Standort des Tenders in Duisburg willkommen und freuen uns über Geld- und Sachspenden sowie tatkräftige aktive Unterstützung des Projekts. Gerne geben wir das Fachwissen an junge Leute weiter.
Damit man auch in Zukunft noch versteht, wie Eisenbahnen früher gebaut und zuverlässig über mehr als hundert Jahre funktioniert haben.
Projektleiter
Dip.Ing.
Rainer Wiegand, Tel
Seite erstellt: 13.02.24 Rainer Balzer, Texte und Bilder: Rainer Wiegand
Diese Seite wurde zuletzt am 12.03.2025-21:22:07 aktualisiert.